Krisendeutungen

Die aktuelle Mediendebatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Bertram Scheufele, Arietta Jost, Klaus Spachmann

Baden-Baden 2023: Nomos Verlagsgesellschaft
Rezensent/-in: Lothar Mikos

Buchbesprechung

 

Printausgabe mediendiskurs: 28. Jg., 2/2024 (Ausgabe 108), S. 91-91

Vollständiger Beitrag als:

Die Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist nicht erst seit der Affäre um die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger in die Kritik geraten. Die Autor*innen des Buches versuchen, die strukturellen Merkmale der öffentlichen Diskussion herauszuarbeiten. Ihnen geht es um eine „nüchterne empirische Bestandsaufnahme statt medienpolitischer Positionierung“ (S. 88). In ihrer Diskursanalyse von Onlinebeiträgen machen sie drei typische Krisendeutungen um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus: 1) Legitimationskrise, 2) Verschwendungskrise, 3) Reformkrise (vgl. S. 64 ff.). Jede dieser Krisendeutungen geht mit bestimmten Argumentationsmustern und einer spezifischen Rhetorik einher. Bei der Verschwendungskrise geht es um die Kosten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie um eine vermeintliche „Mentalität der Selbstbedienung“ (S. 66). Die Legitimationskrise wird an den Inhalten bzw. Botschaften und dem Programm festgemacht. In diesem Zusammenhang wird Pluralität in den Inhalten und eine stärkere Fokussierung auf Information gefordert (vgl. S. 74). Bei der Reformkrise geht es einerseits um Programmstrukturen und andererseits um die Beziehungen „des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu Politik und Staat“ (S. 75). Letzteres mündet in der Forderung nach Staatsferne, die aber bereits vom Bundesverfassungsgericht mehrfach betont wurde.

Das Verdienst der Autor*innen ist es, die Krisendebatte strukturiert und die Argumente der drei Krisendeutungen analysiert zu haben. Das Buch kann zur Versachlichung der Debatte beitragen.

Prof. i. R. Dr. Lothar Mikos