Populismus und Kino

Politische Repräsentation im Hollywood der 1930er Jahre

Johannes Pause

Bielefeld 2023: transcript
Rezensent/-in: Sandra Nuy

Buchbesprechung

Printausgabe mediendiskurs: 27. Jg., 4/2023 (Ausgabe 106), S. 78-79

Vollständiger Beitrag als:

Populismus und Kino

Lässt sich aus alten Hollywoodfilmen etwas über politische Strömungen in den USA der Gegenwart lernen? Welche Erkenntnisse über populistische Elemente eines politisch Imaginären ergeben sich aus einer Analyse der US-amerikanischen Kinokultur der 1930er-Jahre? Diesen Fragen widmet sich Johannes Pause in dem lesenswerten Band Populismus und Kino. In einem theoretischen Abriss zeigt er zunächst auf, dass Populismus als ambivalentes Konzept gesehen werden muss, als „Ermächtigungserzählung, die eigentlich gegensätzliche Narrative von Unabhängigkeit und Sicherheit, Freiheit und Autorität zusammenbindet“ (S. 16). Seine Konkretisierung finde das Konzept in der Inszenierung von Repräsentation. Diese sei nachhaltig durch die Kinobilder Hollywoods geprägt, so die These, die Pause anhand eines umfangreichen Filmkorpus plausibel belegt. Insofern diese Inszenierung raumgebunden ist, arbeitet der Medienwissenschaftler in seinen Analysen Bestandteile einer populistischen Szenografie heraus und reflektiert die Inauguration politischer Repräsentanten in ihrer medienästhetischen Prägung. Auch wenn die 13 ausführlicher behandelten Filme nicht alle unbedingt bekannt sind, lässt sich der Argumentation gut folgen, da zahlreiche Screenshots die räumlichen Arrangements visualisieren. Pause zeigt eindrucksvoll auf, welche visuellen und rhetorischen Muster die seinerzeitige Bildsprache für politische Gründungsszenen entwickelt hat – und wie stark diese die Medialisierung politischer Auftritte bis heute prägen.

PD Dr. Sandra Nuy