Was darf Reality-TV zeigen?

Zwei Positionen: „Pro bono publico – auf Kosten der Würde“ + „Mehr Respekt vor der freien Entfaltung der Persönlichkeit“

Silke Burmester, Lothar Mikos

Das Interesse am scheinbar wahren Leben unserer Mitmenschen im Fernsehen nimmt offenbar zu. Doch hat man gestern noch kritisiert, im Fernsehen würde uns vor allem die unerreichbare Welt der Schönen und Reichen vorgeführt, sehen wir nun die Intimsphäre derer in Gefahr, die bei Castingshows kläglich scheitern oder in der Schuldnerberatung Einblicke in desaströse finanzielle Verhältnisse geben und damit meist einhergehende familiäre Probleme freimütig einem Millionenpublikum offenbaren. Von Voyeurismus und kommerzieller Ausbeutung vor allem der Schwächeren ist die Rede, von Verstößen gegen die Würde derer, die nicht einschätzen können, was die öffentliche Beichte nach der Rückkehr in das soziale Umfeld für sie bedeutet. Andererseits müsste doch allen klar sein, auf was man sich einlässt, wenn man sich bei Dieter Bohlens oder Heidi Klums Jury bewirbt, sich von Peter Zwegat aus den Schulden helfen lässt oder die Lösung der Erziehungsprobleme durch die Super-Nanny anstrebt. Müssen wir aus ethischen Gründen die Rechte derer, die – vielleicht mangels Einsicht – ihre öffentliche Bloßstellung wollen, beschneiden? Oder verstoßen wir gerade dann gegen die Würde der beteiligten Menschen, wenn wir sie vor ihrer eigenen Entscheidung schützen wollen und sie damit als Mensch nicht respektieren? Das Verhältnis von Intimität und Öffentlichkeit scheint sich gerade neu auszuloten. Wir möchten den Diskurs zu diesem Thema mit zwei gegensätzlichen Meinungen begleiten.

Printausgabe tv diskurs: 13. Jg., 2/2009 (Ausgabe 48), S. 46-48

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