Statements zu „20 Jahre FSF“

Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF)

Im April 1994 nahm die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) ihre Arbeit auf. Vorausgegangen war eine lautstark geführte Debatte über explizite Darstellungen von Gewalt oder sexueller Stimulanz. Die eigens gegründete Privatinitiative Verbrauchervereinigung Medien, deren Vorsitzender Edgar Weiler für seinen Kampf gegen TV-Gewalt 1997 das Bundesverdienstkreuz erhielt, brachte 1998 sogar eine Versicherung dazu, ihre Werbefigur „Herrn Kaiser“ nicht mehr im Umfeld des Sexmagazins Liebe Sünde zu platzieren. Aber auch aus der Wissenschaft gab es Warnsignale. Die Zunahme an Gewaltdarstellungen würde zu einer Kultivierung von Gewalt vor allem bei Jugendlichen führen.
Nach 20 Jahren FSF ist der Jugendschutz im Bereich des Fernsehens, so ist allgemein zu hören, gut umgesetzt. Das heißt aber nicht, dass damit die Welt des Jugendmedienschutzes in Ordnung wäre. Das Internet als medienkonvergenter Vertriebsweg stellt nicht nur sehr viel mehr an grenzüberschreitenden Darstellungen bereit, sondern ist überdies mit den herkömmlichen Methoden des Jugendschutzes nicht mehr zu kontrollieren. Das hat natürlich Konsequenzen für den klassischen Jugendmedienschutz, denn wie will man rechtfertigen, dass Kino, DVD und Fernsehen mit hohem Aufwand und entsprechenden Beschränkungen reguliert werden, während grenzüberschreitende Darstellungen im Netz kostenlos und ohne jede Beschränkung verfügbar sind?
tv diskurs beleuchtet die 20-jährige Geschichte der FSF aus unterschiedlichen Perspektiven und mit ihren Höhen und Tiefen. Außerdem haben wir verschiedene Wegbegleiterinnen und -begleiter nach ihren Ansichten zu unserer Arbeit in den letzten 20 Jahren befragt.
Eines ist gewiss: Neben der Rückschau geht es vor allem darum, den Jugendschutz der Zukunft zu entwerfen! In den nächsten Jahren werden wir in Bezug auf das Internet wahrscheinlich weniger auf die Kontrolle der Anbieter als auf eine Stärkung der Medienkompetenz und der Selbstkontrolle des Rezipienten setzen müssen. Wie dieser Weg genau aussehen soll, muss in Zukunft offener und realitätsbezogener als bisher diskutiert werden.

Printausgabe tv diskurs: 18. Jg., 3/2014 (Ausgabe 69), S. 21-25

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