Sharenting

Kinderbilder in sozialen Netzwerken

Alexandra Pubantz

Nach ihrem Bachelor-Abschluss im Fach Medienwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg studiert Alexandra Pubantz derzeit im Master MultiMedia und Autorschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Durch die unkomplizierte Nutzung von Onlinemedien verlagert sich die Darstellung der Familie vom Fotoalbum ins Internet. Auf digitalen Kommunikationsplattformen wie Facebook und Instagram sind Kinderfotografien und ‑videos sehr präsent. Häufig wird schon das Heranwachsen eines ungeborenen Kindes online dokumentiert. Die dabei gelegten Datenspuren sind kaum zu löschen und verschaffen Kindern schon vor ihrer Geburt eine Onlinebiografie. Mit Textbeiträgen, Fotos und Videos, die die Kinder identifizierbar machen, verletzen Eltern oft leichtfertig die Privatsphäre ihrer Kinder.

Online seit 05.01.2021: https://mediendiskurs.online/beitrag/sharenting/

 

 

 

Die heutige Elterngeneration gehört meist schon zu den Digital Natives: Für sie ist es ganz normal, Bilder und Geschichten von sich selbst – aber eben auch von ihren eigenen Kindern – im Internet zu teilen. Sie betrachten dies als Vereinfachung des Lebens. Mit Stolz und Freude möchte man die eigene Begeisterung über die Sprösslinge nicht nur mit den Netzwerkfreunden, sondern mit der gesamten Öffentlichkeit teilen. Bilder und Videoclips von einer Klassenfahrt oder einem Sommerfest im Kindergarten, in denen die Tochter oder der Sohn bei einer Aufführung brillieren, werden mit entsprechender Kommentierung ins Netz gestellt. Oft sind dabei auch andere Kinder zu sehen, die vorher nicht gefragt wurden, ob ihnen die Veröffentlichung recht ist.

Anders als beim privaten Fotoalbum können auf Onlinekommunikationskanälen Selbstdarstellungen genau wie alle anderen Inhalte von einer heterogenen und unüberschaubaren Masse an Nutzerinnen und Nutzern betrachtet werden. Deshalb spielt der Schutz der Privatsphäre hier eine viel größere Rolle als im familiären Fotoalbum.

Bisher ging man eher davon aus, dass Kinder und Jugendliche leichtsinnig Bilder von sich in sozialen Netzwerken teilen. Das seit einigen Jahren wachsende Phänomen des „Sharenting“ – eine Zusammensetzung aus „sharing“ (engl.: Teilen) und „parenting“ (engl.: Kindererziehung) – zeigt jedoch, dass auch Eltern und Großeltern mit der Privatsphäre ihrer Kinder im Netz zuweilen unüberlegt umgehen.
 

Definition und aktuelle Erkenntnisse

Anna Brosch (2018, S. 75 f.) schlägt folgende Definition für das Phänomen Sharenting vor:

Making public by parents a lot of detailed information about their children in the form of photos, videos and posts through social media, which violate children’s privacy.“

Für die Medienwissenschaftlerin Ulla Autenrieth (2017, S. 143) ist das Teilen von Kinder- und Familienfotos auf digitalen Plattformen bereits „gesamtgesellschaftlich geteilte Medienpraxis“ .

Dies bestätigt auch eine internationale Studie aus dem Jahr 2014: 62 % aller Eltern mit Kindern im Alter von null bis zwei Jahren posten Fotos von ihren Kindern auf Onlineplattformen (Autenrieth 2014). Eine andere Studie zeigt, dass Mütter dazu tendieren, nach der Geburt ihres ersten Kindes besonders häufig Inhalte auf Onlineplattformen zu teilen (Ringel Morris 2014, S. 5 ff.). Zudem verändern sich die Postings von textbasierten Statusupdates vor der Geburt hin zu multimedialen Postings nach der Geburt. In den USA haben einer Studie aus dem Jahr 2015 zufolge bereits 92 % der unter Zweijährigen eine Social-Media-Präsenz, ein Drittel hat bereits vor dem ersten Lebenstag digitale Datenspuren zum Beispiel in Form von Ultraschallbildern oder anderen Informationen hinterlassen (Duggan M. et al. 2015).

Laut Autenrieth werden auf Onlineplattformen nicht nur Ultraschallbilder geteilt, sondern es wird auch gern der wachsende Schwangerschaftsbauch dokumentiert. Der Fokus liegt dabei auf glücklichen Momenten in der Schwangerschaft. Ähnlich wie bei Selbstpräsentationen außerhalb des Familienkontextes ist auch beim Sharenting ein Trend zur Positivierung und Ästhetisierung der eigenen Person beziehungsweise der eigenen Familie zu beobachten. Momente wie der eigentliche Geburtsvorgang sind dagegen selten Gegenstand des Onlineauftritts der Mutter oder des Kindes, da sie der angestrebten Idealisierung nicht dienlich sind. Die Bekanntgabe der Geburt auf Social-Media-Kanälen erfolgt hingegen beinahe obligatorisch. Social-Media-Postings kommen dabei kaum ohne Bildmaterial aus, dies ist meist sogar der Schwerpunkt.
 

Gründe und Motivationen der Eltern für Sharenting

Die Motivationen für diese Selbstrepräsentation sind das Aufbauen und Pflegen von Beziehungen sowie der Gedanke, dass das Offenlegen von privaten Situationen für andere Nutzerinnen und Nutzer interessant und unterhaltsam sein könnte. In den letzten Jahren sind die Menge, die Frequenz sowie die Intimität und Selbstoffenlegung im Netz ständig gewachsen. Eltern haben zwar Bedenken bezüglich der Privatsphäre ihrer Kinder, aber die Vorteile des Teilens dieser Inhalte überwiegen für sie. Das Posten niedlicher Bilder der Kinder ist für viele Eltern ein Ausdruck der Zuneigung (Brosch 2018, S. 76 f.).

Durch Zuspruch oder Ratschläge von anderen fühlen sich die Eltern in ihrer Entscheidung, Bilder und Informationen über das eigene Kind ins Netz zu stellen, bestärkt. Positives Feedback dient als Stimulus, noch mehr persönliche Informationen über das Kind zu teilen. In einer Studie der University of Michigan gaben 56 % der befragten Eltern an, potenziell peinliche Informationen über ihre Kinder veröffentlicht zu haben, 51 % gaben an, Informationen preisgegeben zu haben, die auf den Aufenthaltsort der Kinder zu einer bestimmten Zeit schließen lassen. 27 % haben unangemessene Fotos ihrer Kinder geteilt (C.S. Mott Children’s Hospital 2015).
 


Das Posten niedlicher Bilder der Kinder ist für viele Eltern ein Ausdruck der Zuneigung.



Laut Stacey Steinberg glauben viele Eltern fälschlicherweise, dass die geteilten sensiblen Inhalte im Kreise eines begrenzten Publikums bleiben, da auf Plattformen wie Facebook individuelle Privatsphäre-Einstellungen vorgenommen werden können. Sie bedenken dabei nicht, dass die ausgewählten Personen die Bilder ebenfalls teilen, speichern und auf anderen Plattformen veröffentlichen können (vgl. Steinberg 2017, S. 850).

So selbstverständlich wie Sharenting mittlerweile ist, kann man davon ausgehen, dass dieser Trend in folgenden Generationen weiter zunimmt. Das liegt auch daran, dass die Anbieterplattformen bereits jetzt diese Praxis erleichtern. Facebook bietet ein eigenes Familienfoto-Feature namens Scrapbook an, um das Erstellen, Teilen und Archivieren von digitalen Familienfotoalben zu optimieren. Die Fotoalben lassen sich über Scrapbook von zwei Personen, in der Regel dem Elternpaar, verwalten. Außerdem gibt es mittlerweile zahlreiche Baby-Selfie-Apps, mit denen selbst Kleinkinder Selbstporträts schießen können, die von den Eltern auf Onlinekommunikationsplattformen publiziert werden. Durch die zunehmende Beliebtheit von Plattformen wie Instagram, auf denen das Teilen von Bildern und Videos im Mittelpunkt steht, gewinnen Bilder alltäglicher Selbstdarstellung in der digitalen Kommunikation sowohl quantitativ als auch qualitativ an Bedeutung. Sharenting ist inzwischen ein weit verbreitetes soziales Phänomen.
 

Vorzüge und Chancen

Sowohl das Sharenting befürwortende als auch dies ablehnende Eltern sind der Überzeugung, im Sinne der Kinder zu handeln. Sharenting entspringt den konkurrierenden Ansprüchen des Sozial‑, Arbeits- und Familienlebens, der Selbstverwirklichung und des Verlangens, als Eltern alles richtig zu machen. Der Wunsch nach Bestätigung, „gute“ Eltern zu sein, ist tief in Normen, Werten, Emotionen und Überzeugungen verankert und nicht immer rational zu erklären.

Haben Kinder psychische Probleme, Behinderungen oder Erkrankungen, kann es von Vorteil sein, dies im Netz zu teilen. Man kann leichter mit anderen Betroffenen in Kontakt treten, sich austauschen und gegenseitig Trost spenden. Auf diesem Weg können emotionale Verbindungen zwischen Familien entstehen. Mit dem Veröffentlichen ihrer Situation beziehungsweise ihrer Geschichte brechen sie vielleicht mit Stereotypen oder schaffen Bewusstsein für die Bedeutung einer bestimmten Krankheit und die Konsequenzen für eine Familie.
 


Soziale Netzwerke helfen, Distanzen zu überbrücken.



Oft sind die Eltern die einzige Stimme, die Kinder in solchen Situationen haben. Durch sie wird sichtbar, was der Gesellschaft sonst eher verborgen bliebe. Das kann Empathie erzeugen und auf notwendige gesellschaftliche Veränderungen hinweisen. Im Fall von seltenen Krankheiten führt es möglicherweise dazu, dass die Forschung vorangetrieben und Geld zu diesem Zweck gesammelt wird. Die bereits angesprochene Studie von Microsoft Research kam außerdem zu dem Ergebnis, dass die digitalen Fußspuren Rückschlüsse auf die Gesundheit von Eltern und Kindern zulassen und so anderen als Warnzeichen über Erkrankungen dienen und dabei helfen können, diese Krankheiten zu erkennen (Ringel Morris 2014, S. 9).

Im besten Falle beschert Sharenting den Kindern eine positive Präsenz in sozialen Netzwerken. Darüber hinaus schaffen Eltern für ihre Kinder ein positives Netzwerk, indem sie unterstützende Familienmitglieder sowie Freundinnen und Freunden an ihrem täglichen Leben teilhaben lassen. Soziale Netzwerke helfen, Distanzen zu überbrücken. Auch der Austausch mit Gleichgesinnten sowie der Aufbau und die Pflege von Kontakten der Eltern ist positiv hervorzuheben. Der Austausch von Erfahrungen und Ratschlägen unter Eltern kann auch den Kindern zugutekommen.
 

Risiken

Aber auch bei guter Intention der Eltern birgt beispielsweise das Teilen der Krankheitsgeschichte eines Kindes auf sozialen Plattformen Risiken. Den Kindern wird die Entscheidung abgenommen, ob und wie sie mit ihrer Krankheit in der Öffentlichkeit umgehen wollen. Die Art und Weise sowie die Intimität, mit anderen Eltern über die Gesundheit ihres Kindes zu informieren, können langfristige und nicht ausschließlich positive Auswirkungen auf das Kind haben.

Anders als bei Textbeiträgen wird das öffentliche Teilen von Kinderfotos im Internet häufig kritisiert. Dies liegt zum einen an der höheren Informationsdichte – auf Bildern ist der Mensch im Gegensatz zu Texten meist eindeutig identifizierbar – und zum anderen an der intensiveren emotionalen Ansprache der Rezipierenden. Dazu kommen die Rahmenbedingungen des Internets wie Kopierbarkeit, Suchbarkeit und Skalierbarkeit sowie die Tatsache, dass dort kein Bild verlorengeht. Niemand weiß, ob das Kind später als Erwachsener noch die eigenen Kinderbilder im Netz wünscht.

Wie gefährlich das Posten von Kinderbildern im Netz sein kann, zeigt eine Untersuchung von jugendschutz.net. Sie hat ergeben, dass besonders „Instagram von Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern zur Vernetzung missbraucht wird“ (jugendschutz.net, S. 5). Fotos von Kindern auf Instagram würden beispielsweise gesammelt, mit sexuellen Aussagen oder Hashtags kommentiert oder geteilt. Besonders Fotos, die Kinder leicht oder unbekleidet zeigen, seien dabei riskant. Solche Bilder sind in 70 % der untersuchten Profile gefunden worden, sei es in Badebekleidung am Strand oder unbekleidet in der Badewanne. Auch bei Bildern von Kindern in sexuell interpretierbaren Körperhaltungen, mit lasziven Gesichtsausdrücken oder mit Fokus auf bestimmte Körperregionen wie den Schritt, den Po oder die Brust bestehe ein erhöhtes Risiko. Über ein Drittel der untersuchten Profile enthielten Bilder, die eine Sexualisierung ermöglichten: Die Kleidung war unglücklich verrutscht oder Turnübungen gaben sexualisierte Einblicke. Unter solchen Fotos seien häufig Komplimente und sexuell aufgeladene Kommentare zu finden (vgl. ebd.).

Die Gefahr besteht dabei nicht nur für die betroffenen Kinder selbst, sondern ebenso für andere Kinder mit einem eigenen Instagramprofil, die ein entsprechendes positives Feedback erstrebenswert finden und von Sharenting betroffenen Kindern nacheifern. Achten die Eltern nicht auf die Onlineaktivitäten ihrer Kinder, können diese leicht zu einem Opfer von Belästigung und Cybergrooming werden.
 


Niemand weiß, ob das Kind später als Erwachsener noch die eigenen Kinderbilder im Netz wünscht.



Oft bergen auch die Begleittexte oder sogenannte Captions der Bilder Risiken in sich. In nahezu allen untersuchten Profilen von jugendschutz.net gingen entweder aus den Fotos selbst oder aus den Begleittexten sensible Informationen wie Name, Geburtstag, Wohnort oder Vereine hervor. Neben Onlinebelästigungen oder Sexualisierung des Dargestellten steigt auch das Risiko von Übergriffen im realen Leben.

Ein weiteres Risiko ist das Mobbing. Durch öffentliches Posten von „peinlichen“ Bildern und Geschichten im Internet bewirken Eltern gegebenenfalls, dass ihre Kinder gemobbt werden. Laut Stacey Steinberg besteht diese Gefahr nicht nur durch Gleichaltrige, sondern ebenso durch andere Erwachsene. Mittlerweile gibt es öffentliche Facebook-Gruppen, in denen man sich über von Eltern geteilte Kinderfotos lustig macht (Steinberg 2017, S. 855).

Das Risiko für Mobbing steigt, wenn Eltern als Erziehungsmaßnahme das sogenannte „public shaming“ praktizieren und ihre Kinder im Internet wie in einer Art öffentlichen Pranger vorführen. Beispiele aus den USA zeigen, wie Eltern ihr Kind als Bestrafung für Fehlverhalten fünf Meilen zur Schule laufen lassen oder Spielzeug und Möbel der Kinder in deren Anwesenheit auf der Straße verschenken. Die Kinder werden dabei gefilmt und die Videos ins Netz gestellt. Der eigentlichen Strafe folgt somit zusätzlich die öffentliche Demütigung. Eltern erlangen damit auf Kosten der Kinder Bekanntheit im Internet und, neben Kritik aus dem eigenen Umfeld, auch Lob aus der Öffentlichkeit, vor allem von anderen Eltern (ebd., S. 853 f.). Diese Form der öffentlichen Maßregelung ist nicht nur respektlos und demütigend, sondern hinterlässt dazu eine digitale Spur, die viele bis ins Erwachsenenalter verfolgen wird.
 

Verletzung der Persönlichkeitsrechte von Kindern  

Dass bereits Kinder Sharenting kritisch sehen, zeigt eine Untersuchung der Universität Uppsala, bei der 68 Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren zu dem Phänomen befragt wurden. Generell waren die Kinder dem Sharenting gegenüber eher negativ eingestellt. Am ehesten akzeptierten sie das Senden ihrer Fotos an Verwandte, am wenigsten das Posten von Kinderfotos in sozialen Netzwerken ohne ihr vorheriges Einverständnis. Erstaunlich ist, dass mit zunehmendem Alter die Akzeptanz für das ungefragte Erstellen und Teilen von Fotos wächst, dagegen finden die jüngsten Kinder (vier bis sechs Jahre) das ungefragte Aufnehmen von Fotos besonders problematisch. Alle Kinder gaben altersunabhängig an, vor dem Aufnehmen und Teilen von Fotos gefragt und eingebunden werden zu wollen.

Veröffentlichen Eltern Fotos und/oder sensible Daten der Kinder verletzen sie deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Aber auch das generelle Recht auf Selbstbestimmung wird häufig missachtet, besonders wenn Eltern auf ihren Profilen kommerzielle Absichten verfolgen und ihre Kinder zu Werbefiguren für Mode, Spielzeug oder Pflegeprodukte machen. Wie die Untersuchung von jugendschutz.net zeigt, werden in 36 % der Fälle dabei Rollen- und Geschlechterstereotype eingesetzt. Mit der Reduzierung auf klischeehafte Darstellungen wird ein verzerrtes Realitätsbild vermittelt, was das Streben der Kinder nach einer unabhängigen Identität stören kann. Eine solche Inszenierung als Werbeobjekt kann als Verletzung des Rechts auf Selbstbestimmung eingestuft werden.
 


Veröffentlichen Eltern Fotos und/oder sensible Daten der Kinder verletzen sie deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung.



Wenn Eltern Bilder von ihren Kindern veröffentlichen, auf denen diese zum Beispiel sabbern oder sich bekleckern, nehmen sie ihren Kindern die Entscheidung ab, wie sie sich nach außen präsentieren möchten. Gegebenenfalls führen diese Bilder zu starken Schamgefühlen bei den heranwachsenden Kindern. Außerdem erhöht es das Mobbingrisiko.

Zum kindlichen Recht auf Selbstbestimmung gehört auch, dass private Räume wie das Kinder- oder Badezimmer sowie intime Situationen besonders geschützt werden. In 62 % der von jugendschutz.net untersuchten Profile waren intimen Momente oder privaten Räume zu sehen. Auch Begleittexte geben häufig Informationen wie Schlaf- und Toilettengewohnheiten preis und verletzen damit die Intim- und Privatsphäre von Kindern.
 

Fazit

Rechtlich bedarf es bei jedem veröffentlichtem Bild der Einwilligung der abgebildeten Personen. Das Recht am eigenen Bild gemäß § 22 Satz 1 KunstUrhG sowie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung nach Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz kann nur von Erwachsenen beansprucht werden, bei minderjährigen Kindern sind die gesetzlichen Vertreter – meist die Eltern – für die Wahrung ihrer Rechte verantwortlich. Wichtig ist also, bei den Eltern eine Einsicht in die Risiken ihres Handelns zu schaffen in der Hoffnung, einen bewussten und ethisch vertretbaren Umgang mit Bildern von Kindern im Internet zu erreichen.

Auch wenn die Eltern rechtlich für ihre Kinder entscheiden können, sollte aus ethischer Perspektive im Falle jeder Veröffentlichung von Kinderbildern der Wunsch der Kinder erfragt und berücksichtigt werden.
 

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Literatur:

Autenrieth, U.: Die „Digital Natives“ präsentieren ihre Kinder. Eine Analyse der zunehmenden (Selbst‑)Visualisierung von Familie und Kindheit in Onlineumgebungen. In: Studies in Communication Sciences, Vol. 14, Nr. 2, 2014, S. 99-107

Autenrieth, U.: Die Visualisierung von Kindheit und Familie im Social Web als Forschungsfeld einer mediatisierten Gesellschaft. In: D. Hoffmann/F. Krotz/W. Reißmann (Hrsg.): Mediatisierung und Mediensozialisation. Prozesse – Räume – Praktiken. Wiesbaden 2017, S. 137-152

Brosch, A.: Sharenting: Why Do Parents Violate Their Children’s Privacy? In: The New Educational Review, Vol. 54, Nr. 4, 2018, S. 75-85

C.S. Mott Children’s Hospital: Parents on social media: Likes and dislikes of sharenting. In: C.S. Mott Children’s Hospital National Poll on Children's Health (Mott Poll), 16.03.2015, abrufbar unter https://mottpoll.org (letzter Zugriff: 16.09.2020)

Döring, N.: Sozialkontakte online. Identitäten, Beziehungen, Gemeinschaften. In: W. Schweiger/K. Beck (Hrsg.): Handbuch Online-Kommunikation. Wiesbaden 2018, S. 1-28

Duggan M. et al.: Parents and Social Media. Mothers are especially likely to give and receive support on social media. In: Pew Research Center. Internet and Technology, 16.07.2015, abrufbar unter https://www.pewresearch.org (letzter Zugriff: 15.09.2020)

Jugendschutz.net (Hrsg.): REPORT. Kinderbilder auf Instagram. Wann werden Persönlichkeitsrechte von Kindern verletzt? In: Servicestelle Kinder- und Jugendschutz, September 2019, abrufbar unter https://www.servicestelle-jugendschutz.de (letzter Zugriff: 23.09.2020)

Ringel Morris, M.: Social Networking Site Use by Mothers of Young Children. In: Microsoft Research, Februar 2014, abrufbar unter: www.microsoft.com (letzter Zugriff: 15.09.2020)

Steinberg, S. B.: Sharenting: Children‘s Privacy in the Age of Social Media. In: Emory Law Journal, Vol. 66, Nr. 4, 2017, S. 839-884.

Vogel, V.: § 201a StGB: das Recht am eigenen Bild. Schutzmaßnahme oder Verletzung des Persönlichkeitsrechts von Kindern und Jugendlichen? Université de Genève, Genf 2015