Verlorene Werte?

Orientierungsangebote der Medien und gesellschaftliche Ethik

Joachim von Gottberg

Die Vermutung eines Werteverlusts in unserer Gesellschaft ist verbreitet, die Schuld dafür wird entweder im Pluralismus, in der Lustorientierung der Konsumgesellschaft oder in den Medien geortet. Auf dem ersten Blick scheint vor allem der Vorwurf gegenüber den Medien plausibel zu sein, denn die Darstellungen von Sexualität oder Gewalt erzeugen Aufmerksamkeit und Interesse, ebenso mediale Skandale und Tabubrüche. Talk- und Gerichtsshows zeigen bereits im Nachmittagsprogramm Menschen, deren Verhalten und Kommunikationsstil weit jenseits des gesellschaftlichen Normalitätskonzepts liegen: Verwahrloste Kinder, zerrüttete Beziehungen und anarchisches Sexualverhalten werden in rüder, oft verletzender Sprache thematisiert. In Spielfilmen und Fernsehkrimis basiert die Handlung zunehmend auf Gewaltakten, die durch verbesserte Technik immer realistischer ins Bild gesetzt werden. Gewalt erscheint dadurch legitimiert und erfolgversprechend. Vor allem Jugendliche, so eine verbreitete Befürchtung, sähen darin Modelle für ihr eigenes Verhalten, wenn es darum gehe, Konflikte zu lösen oder Interessen durchzusetzen.

Printausgabe tv diskurs: 11. Jg., 1/2007 (Ausgabe 39), S. 34-37

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